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  • Autorenbildkila_clove

Druck, Ängste und Mentaltraining

Immer öfters stolpert man in der grossen, weiten Instawelt über Beiträge die von Erfolgsdruck und Angstzustände erzählen. Eine Thematik die mir leider sehr vertraut ist und mich viele Jahre begleitet hat. Ich war ein Paradenbeispiel wie mich wohl jeder Mentaltrainer nennen würde. Hatte grossen Ehrgeiz im Springsport (den falschen) und riesen Pläne. Habe gerne nach rechts und links geschaut und vergessen mich selbst, mit meinem Pferd ins Zentrum zu setzen.

Ich hatte lange auch grosse Probleme damit zuzugeben, dass mir dieser selbstgemachte Druck Probleme bereitet.

Das Resultat? Kein besonders gutes. Ich drehte mich lange an Ort und Stelle, bekam bereits mehrere Tage vor den Turnieren Bauchschmerzen, habe mir Ziele gesetzt die ich nicht erreichen konnte und war als Quintessenz frustriert und erfolglos.

Der Wunsch von anderen wahrgenommen und vor allem ernstgenommen zu werden war gross. Zu gross. Denn Druck aufzubauen wegen anderen Menschen ist dumm und führt zu nichts.

Das habe ich irgendwann verinnerlicht und habe dann die Reissleine gezogen, in erster Linie zum Wohl von meinem Pferd und habe mir selbst eine Auszeit gegönnt. Ich habe meinen Stolz beiseitegeschoben, mir Hilfe geholt und mich in erster Linie ausgiebig mit mir selbst und meiner Reiterei auseinander gesetzt.

Ich habe viel an mir und den Pferden gearbeitet und bemerkt, dass ich eigentlich gar nie wusste was ich da obendrauf genau tat. Ich habe angefangen jedes Trainingsvideo zu analysieren und jeden Fehler aufzuschlüsseln, dass mir bewusst wurde was denn effektiv falsch war in dem Moment.

Diese Phase hat neben meiner Psyche auch mein Auge geschult und mir unheimlich viel geholfen.

Nach und nach kam ich in Trainings nicht mehr in die Hilflosigkeit, denn auch wenn ein Fehler passierte, ich wusste ganz genau warum.

Seit Lady in meinem Besitz ist, ist das Thema Mentaltraining noch viel präsenter als die Jahre zuvor.

Lady verlangt vom Reiter echt vieles ab und das nicht mal reiterlich. Das Pferd ist nämlich gut genug, dass es mich nicht brauchen würde obendrauf. Aber sie braucht Führung und Konsequenz. Sie blickt direkt in meine Seele und nimmt jede kleinste Bewegung wahr. Sie Atmet exakt genauso wie ich. Wenn sie sich aufregt ist es meine Aufgabe durchzuatmen. Gar nicht so einfach wenn man ein Pulverfass auf vier Beinen unter sich hat. Aber wenn ich mich in solchen Momenten anspanne wirkt das in etwa so, wie wenn man eine Rakete zünden würde.

Was anfangs zu gefährlichen Situationen geführt hat mit Steigen und abdrehen und allen lustigen Sachen, war für mich die allerbeste Therapie die ich mir vorstellen konnte.

Man kann sich das im Übertragenen Sinn etwa so vorstellen, wie wenn man ein Kind ohne Schwimmflügel ins Wasser schmeisst und sagt: schwimm!

Heute reite ich mit viel mehr Selbstreflexion, ich versuche nach und nach meine Gedanken zu kontrollieren und es gelingt mir immer besser. Mittlerweile kann ich entspannt aufs Turnier fahren und ich kann ehrlich und aus vollem Herzen behaupten: es ist mir scheiss egal was andere denken.

Der Weg dahin war steinig und ich werde meinem Pferd auf ewig dankbar sein, dass sie mich auf diesen Weg gezwungen hat.

Ich kann nur jedem raten sich Hilfe zu holen und die eigenen Gedanken zu reflektieren, denn es lohnt sich. Es gibt kein schöneres Gefühl als entspannt auf dem Pferd zu sitzen und einfach zu geniessen.



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